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Dienstag, 2. Oktober 2012

Got nothing but time in our hand

Was ist Zeit? Wo ist sie geblieben? Wie kann es sein, dass ich wieder in Wien bin?



Es kommt mir so vor, als wären die letzten beiden Monate nur ein Traum gewesen, und das ist jetzt keine Floskel - ich finde beim Auspacken ein kleines Taschenmesser das mir Samuel geschenkt hat und denke mir: Ich war echt dort oben! Ich sehe die Brandwunde auf meinem Fuß und versichere mich, dass das echt war.
Auf dieser Hütte hab ich eine unglaubliche Zeit erlebt. Hatte keinen einzigen Tag frei und oft von 7 - 22:00 durchgearbeitet. Es gab oft keine Zeit zum Essen und von dem achtjährigen hab ich immer mal wieder zu hören  bekommen, dass ich zum arbeiten hier bin. Jeden Tag hab ich mich aus dem Bett gequält und mir gewünscht, dass doch schon Abend wäre. Hab abgenommen und in den zwei Monaten nur einen Berg bestiegen - und der ging sich auch nicht bis ganz oben aus. Ich hab mich von Kartoffeln, Brot und Müsli ernährt und mir jeden Tag vorschreiben lassen müsen, wie ich ihn verbringe. Hatte sehr oft ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich kurz hingesetzt hab. 

ABER!!

das unfassbare ist, dass ich fast jeden Tag in meinem Tagebuch stehen hab, wie gut es ist, dass ich hier bin und das hier mache und wie dankbar ich bin, dass ich so viele Menschen treffe, von denen ich so viel lernen kann! Wie wahnsinnig schön es ist und wie gut es tut inmitten der Berge zu leben. Selten war ich mir so sicher, dass das was ich mache richtig ist. Ich war zwei Monate am selben Ort, hab weder ein Dorf gesehn noch ein Auto, noch ein Fahrrad, oder einen Computer. Kein Internet, kein Handy, einfach einmal LEBEN. Nur Arbeiten, Essen, Sterneschauen, mit den Menschen sprechen die auf der Hütte sind. Die Einfachheit des Lebens genießen. Alles annehmen wies ist und Vollgas leben bzw. in diesem Fall arbeiten (dazu später evtl mehr).

Ich bin so froh, dass ich dort oben sein konnte auch wenn ich die Tage bis zu meiner Heimreise gezählt hab. Verrückt oder? Es ist tatsächlich ein lachendes und ein weinendes Auge zugleich. Jetzt bin ich wieder in der Stadt, umgeben von Geschäften mit brutal viel Auswahl und Menschen die tatsächelich sehr traurig aussehen. Ich wünsche mir so sehr, dass ich mich ein bisschen verändert hab und gewisse Werte und Sichtweisen geändert hab, aber ich hab schon bemerkt, dass ich doch noch die gleiche bin.

Abschiede sind für mich irgendwie immer sehr tragisch und so viel es mir trotz Freude echt schwer die Hütte samt Umgebung und Familie zu verlassen, aber ich habe viel vor und hoffe, dass mein Leben, dass ich jetzt fortsetze (ich kann jetzt alles wieder selbst entscheiden!!!) reich an Gutem und Wertvollem ist.

Heut hab ich mir bei einer Bäckerei was leckeres gekauft und langsam genossen. Ich freue mich, dass ich wieder ein bisschen mehr genießen kann, was wir alles haben! Überfluss macht uns unsensibel und undankbar.


Got nothing but time in our hand.... I don´t wanna waste it!



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