ich bin zurück mit einem Thema das mir auf der Seele brennt. Es geht um die Berfuswahl. Jeder ist damit konfrontiert. Die Entscheidung welchen berfulichen Weg wir wählen hat weitreichende Folgen. Natürlich ist heutzutage glücklicherweise nichts mehr in Stein gemeiselt, aber man kann sich doch viele trostlose Jahre ersparen wenn man sich früh klar ist was man will und wohin man gehört.
In meinem Fall, und aus meiner Perspektive war es so, dass ich in einem sehr religiösen Umfeld aufgewachsen bin und von der Welt nicht viel wusste. Was bestimmt auch an mir lag. Politik und Wirtschaft habe ich nie verstanden, wurde in der Schule auch nicht wirklich richtig behandelt. Was Marketing und PR und so bedeutet war mir auch lange nicht klar und was man in einem Medienberuf machen könnte, habe ich auch nicht ganz hinterfragt. Zeitungen... Fernsehen?
Was im Leben zählte waren andere Dinge, wertvollere Gebiete wie z.B. die Soziale Schiene. Es ging immer darum, wie man als Gläubige/r am sinnvollsten sein Dasein fristet. Und das ist natülich auf keinen Fall vorm Computer! Sondern mit Menschen die man dann bestenfalls auch zu Gott führen kann. Es war auch neben theologischen oder Gesundheitsberufen - die ich auf keinen Fall ausüben wollte, das einzige was ich so kannte. Kinder, Alte, Bedürftige. Gut. Nach einem Auslandsjahr im Dschungel wusste ich klar, dass Unterrichten das letzte ist was ich kann und will. Trotzdem bin ich zu meiner Schwester nach Salzburg gezogen und habe Pädagogik studiert (Es gab da keine Aufnahmeprüfung die ich bestehen musste). Mit Kinder dachte ich würde ich schon irgendwie fertig werden. Doch habe ich mit Kindern noch nie wirklich was zu tun gehabt oder anfzufangen gewusst. Aber ich hatte keine Ahnung was ich sonst tun wollte, und es muss ja weiter gehen. Von meinen Eltern (Haushälterin und Briefträger) konnte ich mir auch nichts abschauen, oder in ihre Fussstapfen treten.
Eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberatern habe ich neben dem gemütlichen Studium angefangen (war dort das absolute Mauerblümchen das nie wirklich was zu sagen wusste) und abgeschlossen habe ich mein Erziehungswissenschaftsstudium mit einer glänzenden Bachelorarbeit auf die ich heute noch stolz bin.
Und nun?
Durch Kontakte der Kirche bin ich gefragt worden ob ich in einer Gemeindeschule die Nachmittagsbetreuung machen möchte - in Wien. KLAR - bin ja fertige Pädagogin! Sofort nach dem Studium bin ich nach Wien gesiedelt und habe mich den Kindern und Eltern schutzlos ausgeliefert. Nein, mit Kindern kann ich nicht umgehen. Das mit der Authorität war nichts und außerdem wusste ich selbst nicht recht wie und was ich leben möchte. Man muss schon mit beiden Beinen auf dem Boden stehen oder zumindest so tun können um von den Kindern annerkannt zu werden. So war zumindest mein Eindruck. Ich habe das drei Semester gemacht, minimale Bezahlung und total genervt von meinem Job. Ich wusste, das ist es nicht und begab mich intensiv auf die Suche nach mir und meiner BERUFung. In dieser Zeit habe ich auch den Glauben und meine ganze Weltansicht hinterfragt. Mein Leben stand komplett auf dem Kopf, ich wusste nicht aus noch ein. Habe mich mit vielen kurzen Jobs mühsam über Wasser gehalten und überlegt und recherchiert. Das ist ganz wichtig, denn für so weltfremde Menschen wie mich ist der erste Schritt erstmal rauszufinden was es so gibt und wie man das angeht.
Es war nicht leicht mir einzugestehen, dass ich keine Lust auf einen sozialen Beruf hatte. Mich hat es sehr belastet immer mit Menschen konfrontiert zu sein. Ich wollte nicht die Ansprechpartnerin für deren Probleme sein und ich wusste auch nicht wie ich ihnen helfen sollte - konnte mir selbst kaum helfen. Aber ich habe mich sehr schlecht gefühlt, UNSOZIAL zu sein und lieber mit einem Computer oder für mich alleine zu arbeiten. Ich wollte kreativ sein, ich wollte Ruhe haben, Leichtigkeit und auf keinen Fall eine vorbildliche Funktion haben, keine Position die im Vordergrund steht. UND DAS IST OK - kann sich ja auch jederzeit ändern!
Über eine angefangene und gefloppte Spercherausbildung und Freunde, die im Film-Bereich arbeiten habe ich entdeckt, wie viel Spaß es mir macht Filme zu schneiden. Das ganze rundherum war nicht meins. Ich bin nicht robust genug um bei Regen und Kälte stundenlang herumzustehen und schwere Koffer mit Equipment zu tragen - aber am Computer sitzen und schneiden, das konnte ich die ganze Nacht. OMG! Das war eine aufregende Zeit, ich musste eine Ausbildungsstätte finden, war ja doch schon 25 und wollte nicht noch 3-5 Jahre lang studieren. Dann kam die Bewerbung und der finanzielle Aspekt - wie finanziere ich die Zeit? Kein Staat und keine Mama zahlt mir diese Ausbildung. Mit der Ausbildung hatte ich viel Glück. Ein Jahr habe ich sehr intensiv studiert - in München. Meine Mutter wohnt in der Nähe... "Nähe" 2h weg von der Schule, aber immerhin, gratis wohnen. Und so habe ich die Zähne zusammengebissen, viele Tränen vergossen und dieses Jahr überstanden. Jeden Samstag habe ich noch im Bioladen gearbeitet und dank meinem Freund den ich nur alle zwei Monate in real life gesehen habe, konnte ich jeden Abend meine Sorgen von der Seele reden. Ich kann stolz sagen, ich habe diese Zeit gemeistert, ich habe aus ihr rausgeholt was ich konnte, ich habe gelernt so viel ging. Vom Filmeschneiden wusste ich vorher nur das allergeringste.
Noch bin ich nicht am Ende meines Weges. Es ist noch der Anfang, aber der erste, größte Schritt ist getan und ich kann nur sagen: ICH BIN SO GLÜCKLICH DARÜBER!!! Ich fühle mich so erleichtert!! Natürlich habe ich immer noch Angst vorm Versagen, dass ich nicht gut genug bin oder was nicht kann, aber das wird auch vergehen, umso mehr Erfahrung man in dem jeweiligen Bereich sammelt, umso sicherer wird man. Das ist ein Gesetz. :)
Ich wünschte, ich wäre schon früher mit meiner Berufswahl konfrontiert worden. Meine Mama hat mich damals, vor meinem Studium ins BIZ geschleppt und dort habe ich einen Berufseignungstest geamacht, aber da kommt auch nur das raus was du eh immer schon von dir denkst. Neues wurde da nicht aufgedekt. Sozial und handwerklich. Wusste ich ja. Im Erfüllen von Erwartungen war ich geübt. Die Fragen sind auch leicht zu durchschauen. So einen Test mit Gespräch und allem habe ich während meinem Studium nochmal in Salzburg gemacht und damals wollte ich so gerne etwas mit Musik machen. Die Dame die mir da gegenüber saß hatte überhaupt keine Ahnung was es mit Musik geben könnte. Die hat den jungen Mädels sicher immer nur gesagt, studier Pädagogik, das liegt dir!
Hätte ich die Filmschiene nicht eingeschlagen oder hätte ich es nicht geschafft einen Ausbildungsplatz zu bekommen, hätte ich mich zur Berufsberaterin ausbilden lassen. Das ist der einzige soziale Job den ich in Betracht ziehen würde. Ich kann das nicht haben, wenn jemand nicht weiß, was er oder sie mit seinem oder ihrem Leben anfangen soll. Das ist so belastend und muss nicht sein. Manche brauchen einfach ein bisschen mehr Unterstüztung als andere. In meinem Fall sind viele Punkte zusammen gekommen und manche saßen sehr tief. Vielleicht hätte mir da gar niemand in dem Zustand helfen können, aber den Weg hätte man mir durchaus erleichtern und verkürzen können.
Bitte helft den jungen oder auch älteren Leuten die sehr unglücklich mit ihrem Beruf sind. Man verbringt so viel Zeit in der Arbeit, sein Leben lang. Da muss was sein, was man auch genießen kann! Und wenn euch ein junges Mädchen sagt, dass sie Pädagogik studiert fragt weiter und findet heraus ob sie ein klares Ziel hat oder es nur macht, weil sie denkt das ist das einzig richtige ist oder einfach keine Ahnung hat was sie sonst machen soll oder was es so gibt und was sie kann oder will usw.
DANKE!
Wünsche euch eine gute Woche!
Eure ANNA